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Welche gesetzlichen Kassen bezuschussen die professionelle Zahnreinigung?

Welche gesetzlichen Krankenkassen be-teiligen sich an den Kosten einer professionellen Zahnreinigung (PZR) – oder übernehmen diese unter Umständen sogar vollständig? Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hat heute die Er-gebnisse ihrer jährlichen Umfrage zu entsprechenden Leistungen der Kostenträger veröffentlicht.

Dabei kam heraus: Viele Kassen gewähren teilweise erhebliche Zuschüsse pro Jahr oder Termin in der Praxis und unterstützen damit Versicherte bei der wichtigen Zahn- und Mundhygiene. Ein Großteil der Krankenkassen gewährt einen Zuschuss unabhängig davon, in welcher Zahnarztpraxis die PZR durchgeführt wird. In solchen Fällen können Patientinnen und Patienten in der Praxis ihrer Wahl die bezuschusste Leistung in Anspruch nehmen.

Einige Angebote von Kassen basieren allerdings auf sogenannten Selektivverträgen: In diesen Fällen erhalten Versicherte den Zuschuss nur dann, wenn ihre Zahnärztin oder ihr Zahnarzt mit der Kasse einen entsprechenden Vertrag geschlossen hat. Falls nicht, müssen Patienten für die Bezuschussung eine von der Krankenkasse vorgegebene Praxis aufsuchen oder auf den Zuschuss verzichten. Solche Einschränkungen der freien Zahnarztwahl bewertet die KZBV kritisch.

Die aktuellen Ergebnisse der KZBV-Umfrage zur PZR können kostenlos abgerufen werden. Praxen erhalten die Informationen zudem in Kürze als tabellarische Übersicht in Ausgabe 22 der „Zahnärztlichen Mitteilungen“, die am 1. Dezember 2022 erscheint.

An der Erhebung haben sich erneut zahlreiche Kassen beteiligt und standardisierte Fragen zu ihren PZR-Leistungen beantwortet. Gefragt wurde etwa, ob der Kassenzuschuss die Abrechnung nach der Gebührenordnung für Zahnärzte deckt.

Die PZR ist eine Intensivreinigung der Zähne mit dem Ziel, möglichst alle Beläge auf den Zahnoberflächen und insbesondere der Zahnzwischenräume zu entfernen. Zudem können Verfärbungen auf Zahnoberflächen beseitigt werden, die etwa durch Tee, Kaffee oder Nikotin entstehen. Die Behandlung wird mithilfe verschiedener Spezialinstrumenten und Geräten wie zum Beispiel Ultraschall durchgeführt.

Mit einer fluoridhaltigen Paste werden anschließend die Zähne poliert sowie überstehende Kronen- sowie Füllungsränder geglättet. Zuletzt werden Gele oder Lacke mit Fluorid auf die Zähne aufgetragen. Das härtet den Zahnschmelz.

So kann Karies effektiv vorgebeugt und zugleich das Aussehen der Zähne verbessert werden. Die Bakterienreduktion ist zudem ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung der Volkskrankheit Parodontitis, der chronischen Entzündung des Zahnhalteapparats.

Durch gewöhnliches Zähneputzen zuhause werden nicht alle Zahnflächen erreicht. Aber auch auf Flächen, die bei der täglichen Zahnpflege nur schwer erreicht werden, bilden sich bakterielle Beläge. Daher ist die PZR grundsätzlich für jede Patientin und jeden Patienten als Präventionsleistung empfehlenswert.

Besonders profitieren Patienten mit Zahnersatz, festsitzenden Spangen oder mit Entzündungen des Zahnfleischs. Aber insbesondere auch ältere Menschen oder Patienten mit körperlichen Einschränkungen, deren manuelle Fertigkeiten bei der Mundhygiene eventuell eingeschränkt sind, haben von einer PZR Vorteile. Diese unterstützt die tägliche Zahnreinigung, ersetzt diese aber nicht.

Für Patienten, bei denen eine Parodontitis bereits behandelt wurde, ist die regelmäßige professionelle Entfernung der Zahnbeläge eine wichtige Maßnahme, um den Behandlungserfolg zu sichern.

Frequenz, Kosten, Beratung

Wie oft eine PZR durchgeführt werden sollte, hängt vom individuellen Risiko der Patientin oder des Patienten ab. Gibt es bereits Entzündungen am Zahnfleisch? Tritt häufiger Karies auf?

Wie massiv sind Zahnbeläge? Meist reicht eine PZR zweimal pro Jahr aus. Wie oft eine PZR sinnvoll ist, empfiehlt die behandelnde Zahnärztin oder der behandelnde Zahnarzt im konkreten Fall.

Auch Fragen und Tipps zur Mundhygiene sind Pflichtprogramm bei einer PZR. Alles was für Patienten individuell wichtig ist, wird in der Praxis besprochen. Die Behandlung sorgt also nicht nur für ein strahlendes Lächeln.

Sie ist vielmehr elementarer Bestandteil eines präventionsorientierten Gesamtkonzepts zur Vermeidung und Therapie von Karies und Parodontitis. Die PZR ist keine regelhafte Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung.

Die Kosten einer PZR hängen vor allem vom Aufwand und der Zahl der Zähne ab, die gereinigt werden müssen. In der Regel dauert die Behandlung etwa 45 Minuten, manchmal aber auch 60 Minuten und länger.


Herkunft: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV)

Quelle: www.zmk-aktuell.de/marktplatz/gesellschaftenverbaende/story/welche-gesetzlichen-kassen-bezuschussen-die-professionelle-zahnreinigung

Fabian Rager

Eines der größten Containerschiffe der Welt liegt quer im Suezkanal und in Augsburg liegen die Nerven blank. Über die „Ever Given“, über krisenfeste Lieferketten, über Fairness bei der Wertschöpfung in der Zahntechnik, über den Kampf der Branche mit ansteigendem Fachkräftemangel, über Vertrauen als elementarem Wert im Business, über den hohen Anspruch, ein Schrittmacher in der Branche zu sein, über intensive Jahre in der Augenoptik und die Rückkehr in eine Dentaldynastie, in ein etabliertes Familienunternehmen mit fünf Jahrzenten Erfahrung, über innovatives Denken beim Feierabendbier, über die eigene kleine Familie und ein bisschen Freizeit sprach Journalist Bernd Overwien für „DENTAGEN INFO“ mit Fabian Rager (32), Leiter Marketing und Vertrieb CADdent® und Inhaber der MINDFAB GmbH in Augsburg.

Herr Rager, als Sie in den Nachrichten gehört haben, dass im Suezkanal ein Container-Jumbo auf Sand gelaufen ist, sind da sofort alle Alarmglocken angegangen?

Nein, nicht sofort. Wir hatten Zirkon in China geordert. Die Nachverfolgung der Liefer-Dokumentation haute uns natürlich vom Stuhl. Die Ware im Wert von einer Viertelmillion war tatsächlich auf der „Ever Given“.

Dachten Sie da eher an das Ausbleiben der Lieferung oder an eine Haftungs­beteiligung der Ladungseigentümer an den Bergungskosten?

In einer solchen Situation geht einem viel durch den Kopf. Es gibt da so ein altes Havariegesetz, wonach der Eigentümer der Ladung mit in die Haftung genommen werden kann, wenn es darum geht, ein Schiff vor dem Sinken zu retten.

Allein an der „Ever Given“ dürften um die zehntausend Parteien beteiligt gewesen sein, schätzt Dr. Julia Hörnig, Expertin für internationales Transportrecht an der Uni Rotterdam. 150 Schiffe wurden wochenlang an der Weiterfahrt durch den Suezkanal gehindert. Kann man sich den finanziellen Schaden überhaupt vorstellen?

Nein. Allein auf der Ever Given waren 20.000 Container mit einer Größe von 20 Fuß. Einen Container teilen sich rund 20 Ladungseigner. Durch solche Zahlenberge mussten wir aber nicht durch, denn wir waren durch Incoterms abgesichert.

Was sind Incoterms?

Das sind standardisierte Liefer­klauseln. Sie umfassen als vertrag­liche Vereinbarungen zwischen Verkäufer und Käufer alle Aufgaben, Risiken und Kosten, die mit dem Warenverkehr verbunden sind und gelten als die wichtigsten Handelsbedingungen weltweit. Bei Störungen der Lieferketten trägt der Versender die Kosten.

Ist die Ware eigentlich noch in Augsburg angekommen?

Ja, mit einem halben Jahr Verspätung. Unbeschädigt. Wir hatten im Übrigen während der Bergungszeit neu in China geordert und die Ware per Flugzeug transportieren lassen. Das war sehr kostspielig, aber für uns nicht anders machbar.

Hat die spektakuläre Havarie dazu geführt, dass CADdent® das Asien-Geschäft generell überdenkt?

Wir hatten zwar parallel immer zwei Lieferketten aus Asien, aber unser Hauptthema Zirkon hatten wir zum über­wiegenden Teil schon aus Asien nach Deutschland zurückgeholt. Warum überhaupt Asien? Nun, um beispielsweise PMMA-Kunststoff „kassengerecht“ in Deutschland anbieten zu können, war China damals die erste Wahl. Jetzt sind weiter dabei, auch PMMA in die EU zu holen. Die Gescheh­nisse rund um die „Ever Given“ haben sicher den Prozess beschleunigt, zukünftig weitest­gehend krisenfeste Lieferketten zu haben.

„Unsere gesamte Branche lebt nicht von den Akademikern, sondern von Handwerkern und der klassischen Berufsausbildung.“

Beim Thema Fachkräftemangel haben Sie sich erstaunlich klar positioniert. Auch politisch. Prägt der Mangel bereits die ganze Branche?

Ja. Wer viele Kundengespräche führt, weiß das. Es muss in Deutschland attraktiver werden, eine Ausbildung zu machen. Angefangen beim Image, der Anerkennung in der Gesellschaft bis hin
zur bildungspolitischen Lenkung…

…was bedeutet?

…auch eine gezielte und durchdachte Einwanderungspolitik zu machen, einhergehend mit einer zielgenauen Bildungspolitik.



Ich bin Jahrgang 1952. Ich kenne nur: Meinen Kindern soll es besser gehen. Gilt das für kommende Generationen nicht mehr?

Ich kenne das auch und es ist menschlich. Aber den Nachwuchs fast ausschließlich auf den akademischen Weg zu führen, ist falsch und führt zu geringen dualen Ausbildungszahlen. In allen Branchen. Resultat: Fachkräftemangel.

Nach dreieinhalb Jahren anspruchs­voller Ausbildung zur Zahntechnikerin oder zum Zahntechniker dann mit 2.300 € Brutto nach Hause zu gehen – ist das attraktiv?

Nein. Das geht überhaupt nicht. Wir haben bei uns immer schon über Mindestlohn gezahlt. Zufriedene Mitarbeiter – und da ist die finanzielle Honorierung ein wichtiger Aspekt – sind das größte Kapital eines Unternehmens. Eine Binse, dennoch wahr. Menschen, die morgens gern an ihren Arbeitsplatz kommen und sich in ein Team einbringen, sind auch kritikfähig gegenüber dem Unternehmen und sich selbst gegenüber.

Niemandem in der Branche ist verborgen geblieben, dass Ihre Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sind. Was ist aus Ihrer Unternehmensvision geworden, erster Ansprechpartner für mehr Wertschöpfung in der Zahntechnik zu sein?

Das ist der Grundstein. Die Vision lebt jeden Tag. Hört sich nach gutem Marketing an, nicht wahr? Es ist aber so. Wir hatten schon in der Pandemie volle Lager, dann kam der Anstieg der Inflation. Wir haben den Vorteil des frühen Einkaufs an unsere Kunden weiter­gegeben. Ein so genannter Übergewinn, wie von zahlreichen Konzernen generiert, kam für uns nicht in Frage. Erst als die Lager leer waren, mussten wir neu kalkulieren.

Auch in Zukunft?

Unsere Kunden vertrauen uns. Das hat unsere Familie in fünf Jahrzehnten aufgebaut. Alle unsere Kunden sind genaue Marktbeobachter. Deshalb können sie sich darauf verlassen, dass wir nur das weiter­geben, was ökonomisch notwendig ist.

Wie kam es zur Partnerschaft mit der DENTAGEN?

Heinz Schiller! Er hat ein gutes Ver­hältnis zu vielen DENTAGEN-Mitglieds­betrieben und war überzeugt: von den Unternehmensphilosophien her passen die gut zusammen. Die DENTAGEN bietet ihren Mitgliedern die Möglichkeit zu optimierten Prozessen. Das machen wir ja auch. Zudem hat die DENTAGEN sehr gute Erfahrungen mit familiengeführten Unternehmen gemacht. Nehmen Sie Flussfisch in Hamburg.

Was bieten Sie auf dem Marktplatz an?

Unser Portfolio ist ja überschaubar und den allermeisten Laboren ein Begriff.

„Schrittmacher in der Dentalwelt“ hat eine Fachzeitung über ihr Haus geschrieben. Das immer wieder zu beweisen, ist schon sportlich. Können sie das?

Eine solche Frage, ist eine Steilvorlage für einen Marketingmenschen. Nein, alle Alleinstellungsmerkmale und Inno­vationen lassen sich auf unseren Webseiten nachlesen. Aber auf unser neues Polier­konzept möchte ich schon hinweisen. Das einzige automatisierte System, das in der Regel bessere Ergebnisse erzielt, als beim Polieren mit der Hand. Eine Poliermaschine wird in Zukunft so selbstverständlich im Labor stehen, wie ein Scanner oder eine Fräse. Da sind wir uns sicher.

„Wer Augenoptik gelernt hat, schaut auch genau hin!“

Wird es demnächst Brillengläser und Hörgeräteakustik aus Ihrem Unter­nehmen MINDFAB geben?

Oh, da hat jemand meine Vita genau gelesen und spekuliert nun munter drauf los.

Aber ganz grundsätzlich: Wie kommt ausgerechnet ein Rager-Sprössling dazu, Augenoptiker zu werden?

Bei uns zu Hause gab es jeden Tag das Thema Zähne. Selbst Weihnachten. Da habe ich mir gedacht, „Fabian, du machst was anderes“.

Brille: Fielmann?

Genau. Da habe ich einen interessanten Handwerksberuf gelernt, habe später meinen Meister gemacht. Eigentlich wollte ich ja ein Fielmann-Geschäft übernehmen oder mich selbstständig machen, aber dann ging es über München in die Brillen­glas-Industrie. Da spielst du dann in der „Bundesliga der Augenoptik“.

Bayern oder eher doch FC Augsburg?

Ich dachte, Fußball kommt zum Schluss. Nein, wenn man bei Essilor im Außendienst ist, dann schon eher Bayern. Denn dieses Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lösungen zur Korrektur und zum Schutz der Sehkraft der 7,7 Milliarden Menschen weltweit bereitzu­stellen. Eine unfassbare Dimension.

Haben Sie diesbezüglich nicht doch über eine Innovation in ihrem eigenen Unternehmen nachgedacht?

Natürlich. Am besten kann man bei einer Flasche Feierabend-Bier so mit sich selbst brainstormen. Und da sind mir doch die Schnittstellen zwischen Zahn­technik, Augenoptik und Hörgeräteakustik sichtbar geworden. Jetzt haben wir den 1. März 2023 als Start für eine Angebots­erweiterung der MINDFAB ins Auge gefasst. Schau’n mer mal.

Sie sind vor vier Jahren auf Wunsch Ihres Vaters ins Familienunternehmen zurückgekehrt. Ihr Vater hat seinen „Sechzigsten“ gefeiert und angekündigt, sich zurückziehen zu wollen. Werden Sie und Ihr jüngerer Bruder die Verantwortung für das Gesamtunternehmen übernehmen. Ihre Schwester lebt ja in den USA?

In Zukunft schon. Jetzt ist es so, dass die Zahntechnikermeister Manfred Goth und eben unser Vater Roland Rager noch in der Verantwortung stehen. Und das ist ein optimaler Prozess für uns. Friendly turn over. Unsere Schwester hat inzwischen ihre Heimat in Nordamerika.

Ihr jüngerer Bruder ist Zahntechniker?

Nein. Er hat, wie unser Vater, eine besondere, sagen wir, digitale Affinität. Ein exzellenter Programmierer. Er macht in unseren Unternehmen in diesem Bereich einfach alles. Für mich muss ein PC immer laufen und wenn er das nicht tut, habe ich schlechte Laune.

Sie sind Vater von zwei Töchtern. Mit Ihrer Ehefrau Milena drei Mädels im Haus. Wie ist das?

Schön ist das. Eine Tochter ist schon Zweidreiviertel und die Jüngste gerade vier Monate.

Oha, da sind die Nächte ziemlich kurz oder?

Nun, meine Frau, die ich im Übrigen vor zehn Jahren beim „Wegge­hen“ kennengelernt habe….

…beim „Weggehen“ – wovon?

…ja, auf einer Party halt, sagt man so bei uns. Nun, ich darf um 7 Uhr in der Früh‘ mit meiner älteren Tochter aufstehen. Und bis zur Kita um Acht kann ich auch schon mal ein paar Mails checken…

…aus China…?

…auch aus China!

Für Hobbys bleibt wenig Zeit, spielen Sie noch Fußball?

Nein. Ich habe mal beim TSV Diedorf gekickt. Da gab es viele, die besser waren. Einige sind beim FCA gelandet.

Sind Sie ein Fan des FC Augsburg?

Natürlich. FCA und …….Bayern München.

Na ja, Sie sind ja bayrischer Schwabe, da üben wir mal Nachsicht. Schönen Gruß von der Stadtgrenze Dortmund.

Herr Rager, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/04

Selbst sterilisierender Kunststoff tötet Coronaviren

Wissenschaftler haben einen virusabtötenden Kunststoff entwickelt, der die Ausbreitung von Krankheitserregern im Medizinsektor erschweren könnte. Die Folie sterilisiert sich mithilfe von Licht selbst gegen Viren.

Forscher der Queen‘s Universität in Belfast haben eine abbaubare Kunststofffolie mit einer selbst sterilisierenden Beschichtung entwickelt, die Viren durch die Absorption von UV- und Fluoreszenzlicht abtöten kann. Laut den Wissenschaftlern ist die von ihnen entwickelte Kunststofffolie kostengünstig und könnte zu Schutzkleidung verarbeitet werden.

Wirkung zeigt sich bereits nach wenigen Minuten

Die Forscher testeten die Folie auf ihre antivirale Aktivität mit vier verschiedenen Viren – zwei Stämme des Influenza-A-Virus, ein hochstabiles Pikornavirus namens EMCV und SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 verursacht –, indem sie sie entweder UVA-Strahlung oder dem Licht einer kaltweißen Leuchtstofflampe aussetzten. Sie fanden heraus, dass der Film alle Viren abtötet, sogar in einem Raum, der nur mit weißen Leuchtstoffröhren beleuchtet ist.

Zu den Anwendungen für die Folie sollen Produkte wie Einwegschürzen, Tischtücher und Vorhänge in Krankenhäusern gehören. Die Forscher ergänzen in ihrer Schlussfolgerung außerdem, dass die Folie zu einer erheblichen Verringerung der Übertragung von Viren im Gesundheitswesen sowie in anderen Bereichen führen könnte, in denen Kunststofffolien verwendet werden, z. B. in der Lebensmittelproduktion.

Ersatz für Einwegfolien

Prof. Andrew Mills, einer der Hauptautoren, kommentiert: „Diese Folie könnte viele der im Gesundheitswesen verwendeten Einweg-Plastikfolien ersetzen, da sie den zusätzlichen Vorteil hat, dass sie ohne wirkliche Zusatzkosten selbst sterilisierbar ist. Durch strenge Tests haben wir herausgefunden, dass sie Viren bereits mit Raumlicht abtötet – das ist das erste Mal, dass so etwas entwickelt wurde, und wir hoffen, dass es für die Gesellschaft von großem Nutzen sein wird.“

Teammitglied Dr. Connor Bamford fügt hinzu: „Pathogene Viren wie SARS-CoV-2 und Influenza werden auch in den kommenden Jahren ein globales Problem darstellen. Mit der Entwicklung selbst sterilisierender dünner Kunststofffolien haben wir eine kostengünstige Technologie geschaffen, die die Übertragung dieser gefährlichen Viren im Gesundheitswesen und in anderen Bereichen, in denen sie verwendet werden, erheblich eindämmen könnte.“

Das Projekt wurde vom Engineering and Physical Research Council finanziert, der Teil der britischen Forschungs- und Innovationsbehörde ist.

Quelle: sciencedirect.com

Zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1011134422001658?via%3Dihub

Unstatistik des Monats: p-Werte und Placebo-Effekte – wie Globuli wirken

Im September sorgten verschiedene Meldungen zur Sinnhaftigkeit von homöopathischen Behandlungen für heftige Diskussionen. Der Deutsche Ärztetag hat 2022 in Bremen beschlossen, die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ aus der (Muster-)Weiterbildungsordnung zu streichen. Die Weiterbildung im Bereich der Homöopathie wird von immer mehr Ärztekammern eingestellt, so dass Ärzte nicht mehr mit dieser Behandlungsform werben dürfen.

Der grüne Landesgesundheitsminister in Baden-Württemberg, Manne Lucha, widerspricht dieser Entwicklung und will solche Vorgänge genau prüfen lassen. Die Arzneimittelexpertin derselben Partei, Paula Piechotta, widerspricht dagegen der These, es gäbe „eine ganze Reihe klinischer Studien, die eine Wirkung der Homöpathie belegen“ würde. Und die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim macht in ihrer vielbeachteten Sendung MaiThinkX in ZDFneo deutlich, dass von Globuli keine Wirkung zu erwarten sei.

Genauerer Blick auf die Studien

Diese Diskussion ist Grund genug, sich die wissenschaftlichen Argumente zur Wirksamkeit von Globuli einmal genauer anzusehen. Das haben die Forscherinnen und Forscher der „Unstatistik des Monats“ jetzt getan. Im besten Fall basieren diese Argumente auf randomisierten Studien. „Randomisiert“ bedeutet, dass Patientinnen und Patienten zufällig auf zwei Gruppen verteilt werden. Einer der Gruppen werden Globuli verabreicht, während die zweite Kontrollgruppe lediglich ein Placebo erhält, also ein Scheinmedikament ohne Wirkstoffe. Im besten Fall sind solche RCTs (Randomized Controlled Trials) auch noch doppelt verblindet, so dass weder die Patienten noch die Studienleiter wissen, wer Globuli und wer lediglich ein Placebo erhalten hat.

Durch die zufällige Aufteilung sollen alle weiteren Störfaktoren ausgeschaltet werden, beispielsweise unterschiedliche Schweregrade der Erkrankung, Alters- oder Geschlechtseffekte. Die Verblindung soll dafür sorgen, dass nicht allein der Glaube an die Globuli zu einer Veränderung des Wohlbefindens führt.

Zufall und zu viele Studienteilnehmer können Wirksamkeit suggerieren

Ein Rest an zufälliger Schwankung bleibt aber immer, selbst wenn man erfolgreich alle weiteren Faktoren neutralisiert, die die Studienergebnisse verzerren könnten. Daher kommen statistische Tests zum Einsatz, die anzeigen, ob ein möglicher Effekt auf System oder Zufall beruht. Die Idee dahinter: Wenn ein Wirkungsunterschied zwischen den Gruppen so groß ist, dass er sich zu 95 Prozent nicht mehr durch Zufall erklären lässt, ist er „echt“ beziehungsweise in der Sprache von Statistikern „signifikant“. Ein kleiner sogenannter p-Wert ist eben die Messgröße für diese Signifikanz. Das heißt aber umgekehrt: Selbst der beste Test kommt auch bei Abwesenheit jedweden Effekts in 5 Prozent der Fälle zu falsch-positiven Ergebnissen.

Anders gesagt: Wenn man 100 derartige Studien durchführt, ist zu erwarten, dass man allein aufgrund der statistischen Unsicherheit in fünf Studien eine Wirkung findet, selbst wenn keine Wirkung vorliegt. Und diese Studien werden von den Anhängern der Homöopathie natürlich in den Vordergrund gerückt.

Auf die Teilnehmerzahl kommt es an

Ein zweites Qualitätskriterium wissenschaftlicher Studien mag zunächst erstaunen: Sie dürfen nicht zu groß sein. Denn mit großen Teilnehmer-Zahlen werden selbst winzig kleine Unterschiede zwischen Gruppen signifikant. Deshalb müssen die Ersteller seriöser wissenschaftliche Studien vorab eine Fallzahlplanung vorlegen. Darin wird genau festgelegt, wie viele Patienten behandelt werden müssen, damit ein klinisch relevanter – also ein inhaltlich bedeutsamer – Effekt mit hoher Wahrscheinlichkeit gefunden wird, sofern er tatsächlich vorhanden ist. Das hat den Vorteil, dass man sich vorab darauf festlegen muss, ab wann eine Wirkung groß genug ist, um für den Patienten überhaupt einen Unterschied zu machen.

Aus diesem Grund sind Studien zu homöopathischen Mitteln oder auch Nahrungsergänzungsmitteln gerade dann mit Vorsicht zu genießen, wenn Tausende von Menschen daran teilgenommen haben.

Studien zur Wirksamkeit von Globuli sind in Fachzeitschriften überrepräsentiert

Diese zwei Gründe für die gelegentliche (Schein-)Evidenz zur Wirksamkeit von Globuli (und anderen Wirkstoffen) werden dann noch durch den sogenannten Publikations-Bias verstärkt. Denn so wie große Publikumsmedien selten titeln „Heute ist nichts passiert!“, publizieren auch Fachzeitschriften lieber statistisch signifikante Ergebnisse. Dies scheint gerade bei Studien zur Wirksamkeit homöopathischer Behandlungen ein erhebliches Problem zu sein, wie beispielsweise diese Untersuchung zeigt. Es führt im Ergebnis dazu, dass in Fachzeitschriften Studien, die eine Wirksamkeit von Globuli zeigen, überrepräsentiert sind. Die zahlreichen Studien, die keine Wirkung nachweisen, verschwinden hingegen in den Schubladen der Wissenschaft.

Auch auf das Placebo kommt es an

Dazu kommt ein weiteres Problem. Selbst gut geplante randomisierte Experimente können mit erheblichen Fehlern belastet sein. Insbesondere dann, wenn das Placebo nicht bloß unwirksam ist, sondern sogar schadet.

Auf einen besonders dramatischen Fall hat kürzlich Prof. Dr. Stephan Martin hingewiesen: In einer Studie sollte eine mögliche Schutzwirkung von Fischöl untersucht werden. In einem randomisierten Experiment mit mehr als 8.000 Patienten erhielt ein Teil der Patienten ein Präparat von hochdosierter Eicosapentaensäure (Fischöl). Die Kontrollgruppe bekam ein mit Mineralöl versetztes Placebo, um die Farbe und Konsistenz des Fischöls möglichst genau abzubilden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Fischöl das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen um 25 Prozent reduziert.

Eine Folgestudie konnte dieses Ergebnis jedoch nicht bestätigen. In der Fischölgruppe änderte sich nichts, aber der Gesundheitszustand der mit Placebo-Mineralöl behandelten Patienten wurde schlechter. Die „positiven“ Gesundheitseffekte der ersten Studie sind also mutmaßlich dadurch zustande gekommen, dass man die Kontrollgruppe vergiftet hat.

Bislang keine Evidenz für Wirkung

Insgesamt zeigt die bisher vorliegende empirische Evidenz, dass Globuli und Nahrungsergänzungsmittel über einen eventuellen Placebo-Effekt hinaus keine Wirkung haben. Interessierte können sich beim Harding Zentrum für Risikokompetenz anhand von Faktenboxen zur Wirksamkeit homöopathischer und Nahrungsergänzungsmittel näher informieren.

Die „Unstatistik des Monats“

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet und unter dem Twitter-Account @unstatistik. Unstatistik-Autorin Katharina Schüller ist zudem Mit-Initiatorin der „Data Literacy Charta“, die sich für eine umfassende Vermittlung von Datenkompetenzen einsetzt.

Gerade neu erschienen ist auch das zweite Unstatistik-Buch: „Grüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich – Über Risiken und Nebenwirkungen der Unstatistik“ (ISBN 9783593516080, 22 Euro).

Quelle: www.quintessence-publishing.com/deu/de/news/zahnmedizin/interdisziplinaer/unstatistik-des-monats-p-werte-und-placebo-effekte-wie-globuli-wirken

Dem Stress aktiv begegnen und Burnout vermeiden

Stress hat keinen guten Ruf – obwohl er eigentlich lebensnotwendig ist und auch positiv wirken kann. Gemeint ist dabei allerdings der andauernde Stress, der als unangenehm empfunden wird und den Körper irgendwann schädigt. Die Gefahr bei Stress ist also nicht der „Ab-und-zu-Stress“, der uns aktivieren und zu hohen Leistungen anspornen kann und oft als „Eustress“ bezeichnet wird, sondern der sogenannte „Distress“, der auf Dauer krankmacht. Wie unterscheiden sich nun guter Stress vom schlechten und wie kann man sich aus der „Stressfalle“ befreien? Die Antworten erhalten Sie nachfolgend.

Die Situation und das persönliche Verhalten, die persönliche Stressresilienz, das „soziale Gleichgewicht“, der aktuelle Gesundheitszustand als auch die Rahmenbedingungen (Verhältnisse) und weitere Einflussgrößen entscheiden darüber, ob und wie uns die Stressoren aus der Balance bringen.

Die Lösung: dem Stress aktiv begegnen und vom „Opfer“ zum „Täter“ werden. Dazu gehören Analyse und Auswertung der Auslöser von Stress, die Frage der Beeinflussbarkeit dieser Ursachen und – wenn möglich – eine entsprechende Modifizierung von Verhaltensweisen (privat und in der Arbeit). Und dazu gehört auch ein Repertoire an Maßnahmen zur Kompensierung und zum Ausgleich von Stressfolgen, wenn die Stressoren nicht wie gewünscht beseitigt oder reduziert werden können.

Stressdefinitionen

Es gibt viele Definitionen von Stress, je nachdem, aus welchem Blickwinkel dieser betrachtet wird. Für den „Stresspapst“ Hans Selye ist Stress „die Summe aller Adaptionsvorgänge und Reaktionen körperlicher wie psychischer Art, mit denen ein Lebewesen auf seine Umwelt und die von innen und außen kommenden Anforderungen reagiert“.

Die physiologische Betrachtungsweise schaut auf die körperlichen Reaktionen. Wenn die Amygdala oder das „Notaggregat“ (Teil des limbischen Systems im Gehirn) bei Gefahr anspringt und den „Hauptrechner“ das Gehirn quasi lahmlegt, wird ein „Hormoncocktail“ für die Stressabwehr mit Kortisol, Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Adrenalin etc. gemixt, durch den als Folge viele normale Regulationsmechanismen auf der Strecke bleiben.

Dann sinkt die Denkleistung und nach uralten Steinzeitmustern wird reagiert, d.h., die Krankheitsanfälligkeit steigt, da das Immunsystem gedämpft wird. Dann arbeitet auch das Verdauungssystem nur noch auf Sparflamme und zu guter Letzt ist auch die Fortpflanzung bei Dauerstress auf Eis gelegt – erst muss das eigene Überleben gesichert werden.

Die psychosoziale Betrachtung schaut darauf, wie das Individuum reagiert. Hier ist Stress ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der Umwelt und den persönlichen Voraussetzungen, Möglichkeiten, Fähigkeiten und Ressourcen des Einzelnen. Psychischer Stress wird hervorgerufen durch die Angst, etwas nicht schaffen zu können bzw. nicht genügend Ressourcen zu haben, um eine Situation meistern zu können.

Resilienz – Krisen unbeschadet überstehen

Wer Ressourcen zur Verfügung hat, ist resilient. Mit Resilienz wird die innere Stärke eines Menschen bezeichnet, Konflikte, Misserfolge, Niederlagen und Lebenskrisen zu meistern. Sie ist eine Art seelische Widerstandsfähigkeit oder Unverwüstlichkeit, gewissermaßen das Immunsystem der Seele.

Resilienz ist die Fähigkeit, sich auf Stress, Herausforderungen oder Widrigkeiten vorzubereiten, darauf angemessen zu reagieren und sich davon wieder zu erholen. Ein „Stehaufmännchen“ kann als Sinnbild für diese Eigenschaft gelten.

Mit einer starken Resilienz können wir Stress besser regulieren und so auch schneller wieder Zugriff auf unsere Fähigkeiten erlangen. Das hilft dabei, in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben, Herausforderungen zu überwinden sowie Krisen schneller und gesünder zu bewältigen. Ziel muss es also sein, diese Widerstandsfähigkeit aufzubauen und zu optimieren.

Endstation Burnout?

Wenn dies nicht geschieht, endet die „Stresskarriere“ eventuell in einem Burnout. Meist steht zu Beginn eines Burnouts die Leidenschaft für eine sehr anspruchsvolle Aufgabe mit einem außerordentlich stark gesteigerten beruflichen Engagement und vollem Einsatz der eigenen geistigen, seelischen und körperlichen Energiereserven. Diese Zeit der Hoch- und oft Überbelastung muss jedoch nicht zwangsläufig zu einem Burnout führen.

Entscheidend ist, ob es gelingt, dies wieder mit Erholungsphasen auszugleichen. Laut Definition ist Burnout eine „körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung, verbunden mit dem Mangel oder dem Verlust der Fähigkeit, sich zu erholen“. Folgen also nach einer (negativen) Stresssituation stets eine angemessen große Erholungsphase und eine Hinwendung zu den eigenen Bedürfnissen, so hat ein Burnout keine Chance. 

Was sind denn nun diese „Bedürfnisse“? Nach Bernd Sprenger et al. gibt es 7 menschliche Grundbedürfnisse; dies sind 3 physische (Ernährung, Schlaf und Bewegung) sowie 4 psychische (Selbstbestätigung, Bindung, Orientierung/Kontrolle und Lustbefriedigung). Wenn mehrere dieser Grundbedürfnisse über längere Zeit vernachlässigt werden, also z.B. bei Dauerstress, nimmt das „Burnout-Karussell“ immer mehr an Fahrt auf, bis es außer Kontrolle gerät.

Woran erkennt man Burnout?

Das Burnout-Syndrom wird in der ICD-11 als ein berufsbedingtes Phänomen und nicht als medizinische Erkrankung definiert. Es wird als Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz beschrieben, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Das Burnout-Syndrom ist unter dem Abschnitt QD8 – „Probleme in Verbindung mit Arbeit oder Arbeitslosigkeit“ eingeordnet und durch 3 Dimensionen gekennzeichnet:

  • Erschöpfung: mangelnde Energie, Überforderung, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit, Schmerzen und Magen-Darm-Probleme.
  • Entfremdung von der (beruflichen) Tätigkeit: Die Arbeit ist zunehmend belastend und frustrierend, Entwicklung einer zynischen Haltung gegenüber Arbeitsbedingungen und Kollegen, starke emotionale Distanz und zunehmende Abstumpfung. 
  • Verringerte Leistungsfähigkeit: vor allem die alltägliche Leistung im Beruf, im Haushalt oder bei der Pflege Angehöriger, unkonzentriert, lustlos. Die Tätigkeit wird als sehr negativ empfunden.

Change it, love it or leave it 

Um dem Stress aktiv zu begegnen, muss man dessen Auslöser kennen. Ziel muss es sein, die persönlichen Stressoren zu identifizieren und diese anschließend abzustellen oder wenigstens zu minimieren. Wenn beides nicht gelingt, ist das Arrangieren mit der Situation ein Lösungsansatz („ist doch gar nicht so schlimm“), verbunden mit der Erhöhung der körperlichen Widerstandsfähigkeit gegen das Unvermeidbare mit konkreten Sofortmaßnahmen in der akuten Situation, um den Stresspegel sofort zu senken. 

Und es braucht eine langfristige Strategie mit Lebens- und Arbeitsplanung, eventuell mit der Option, die Situation komplett zu verändern, z.B. durch Arbeitsplatzwechsel.

Stressoren – die Auslöser

Die Stressauslöser, die sogenannten Stressoren, sind von Mensch zu Mensch verschieden, da ja auch ganz unterschiedliche Stressmuster vorliegen. Die Palette der Stressoren ist groß und gerade beim zahnärztlichen Beruf ist es oft ein Bündel vieler einzelner Faktoren und kann folgendermaßen kategorisiert werden:

  • Physischer Stress: z.B. körperliche Belastung durch ergonomisch ungünstige Arbeitshaltungen, Bewegungsarmut, Verspannungen durch hohe Konzentrationsleistungen oder Durchblutungsprobleme durch dauerhafte Sitzhaltung. Dazu gesellen sich noch chemischer bzw. physikalischer Stress wie Umweltfaktoren, Schadstoffe, Schwermetalle, Strahlung und sensorischer Stress wie Lärmbelastung, Reizüberflutung, übermäßiger Fernseh-/EDV-Konsum, aber auch Schlafmangel.
  • Psychischer Stress im Beruf und im Privatleben: z.B. Ärger mit Personal, Kollegen oder Chef, beruflicher Konkurrenzdruck, Mobbing, Ärger mit Politik bzw. Ständeorganisationen, familiäre Schicksalsschläge, Partnerkonflikte und Zukunftsängste. 
  • Mentaler Stress durch kognitive Aufgaben verursacht z.B. wachsende berufliche Belastungen, hohe Arbeitsintensität, hoher Bürokratieaufwand, Ärger mit Abrechnung.

Was tun? Ideen zur Stressbewältigung

Die Lösung ist nie eine Maßnahme allein, sondern immer ein Potpourri an Maßnahmen, welches oft Coping genannt wird. Die folgenden Ideen können das grundlegende Problem eventuell nicht lösen, helfen aber oft in der akuten Notsituation.

Organisation und Struktur gegen Stress

Ohne Struktur und Planung kommen Sie automatisch in den negativen Stress. Einen Plan zu ändern ist aktive Steuerung, nur zu improvisieren klappt nur zufällig. Dazu gehören gezieltes Weglassen, Priorisierung, „Nein sagen“ lernen, Pausen und Arbeitszeiten auch einhalten.

Pausen gegen Stress

Nach ca. 90 Minuten Arbeit fällt Ihre Leistungskurve steil nach unten, Zeit für die Frühstücks-, Mittags-, Nachmittagspause, idealerweise eine 20-minütige Unterbrechung der Arbeit (mittags natürlich mehr). Aber schon dazwischen sollten Sie Kurzpausen einlegen von ein paar Minuten mit Positionswechsel, Ausgleichsübungen, ein Glas Wasser trinken, die Augen entspannen, Sauerstoff tanken.

Bewegung gegen Stress

Bewegung hilft, überschüssige Energien abzubauen, und schafft den hormonellen Ausgleich und zwar mit Sofortwirkung. Bewegung ist nicht automatisch „Sport“, schnelles Gehen reicht oft schon.

In der Zahnarztpraxis sind Aktivitäten ideal, die Sie sofort und ohne Aufwand ausüben können. Dies können sein: Schütteltechniken (Standschüttler, Kopfschüttler), Gegenbewegungen zu Arbeitshaltungen (Pinguin, 10-Euro-Übung) oder eine „Schwingeinheit“ auf dem Minitrampolin im Sozialraum.

Atmen gegen Stress

Ist man gestresst, geht der Atem hastig und flach – der Körper bekommt zu wenig Sauerstoff. Atmen Sie in Stresssituationen deshalb mehrmals ganz bewusst ein und aus – das wirkt wie eine Sauerstoffdusche. Und zwischen zwei Patienten können Sie eine Anwendung der Selbsttherapiemethode Just-Five* (Atem-Bewegungs-Kombination) absolvieren und dabei beginnende Verspannungen und Schmerzen beseitigen.

Schlafen gegen Stress

Ausreichend Schlaf ohne den berühmten „Hamster im Hamsterrad“ (also abschalten können), ruhige Umgebung, keine negativen Belastungen durch schlechte Luft, E-Smog etc. Gewöhnen Sie sich eine Schlafroutine an mit regelmäßigen Zeiten (23:00 bis 06:30 Uhr), „Power-Napping“ in der Mittagspause, keine „aufregenden“ Filme (Krimis, Nachrichten) kurz vor dem Zubettgehen, Abschalthilfen für das Gehirn nutzen (Sudoku).

Natur gegen Stress

Gehen Sie so oft wie möglich hinaus in die Natur und lassen Sie die Umgebung – Bäume, Felder, Blumen, Tiere, Wasser – auf sich wirken. Nehmen Sie dafür auch die Mittagspause.

Reden gegen Stress

Reden Sie sich den Stress von der Seele. Suchen Sie sich eine Person, die lediglich „zuhört“ und keine Ratschläge gibt oder Fragen stellt.

Lachen gegen Stress

Lachen sorgt für eine bessere Sauerstoffzufuhr, hemmt die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Kortisol und setzt Glückshormone frei.

Abschalten gegen Stress

Schaffen Sie sich eine Oase und nehmen Sie sich kleine Auszeiten. Kommen Sie zur Ruhe, gönnen Sie sich Zeit ohne Akten, Handy, E-Mails etc.

Richtig essen gegen Stress

Stress entzieht dem Körper Vitamine und Mineralstoffe, stellenweise das 3- bis 4-fache des normalen Verschleißes. Essen und trinken Sie, was Sie bzw. Ihr Körper braucht: Obst, Säfte und Wasser, Gemüse – oder auch eine Currywurst. Nehmen Sie sich die Zeit und die Ruhe für Ihre Mahlzeiten (bessere Verdauung).

Wasser gegen Stress (innerlich und äußerlich) 

Wasser ist das Elixier gegen Stress, weil es das Nervensystem überlistet. Trinken Sie ein Glas Wasser, und zwar so schnell wie möglich.

Durch das Schlucken wird der Parasympathikus, der Nerv, der für Ihre Entspannung zuständig ist, angeregt, und die Anspannung lässt merklich nach. Der ideale Ausklang für einen stressigen Tag ist ein Vollbad. Verwandeln Sie Ihr Badezimmer in eine Wohlfühloase und lassen Sie sich alle Zeit der Welt.

Antistressmaßnahmen konkret – Anleitung für regeneratives Coping

Idealerweise sollten bei akutem Stress sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden, die sofort wirken und auch nicht lange dauern – man ist ja schließlich in der Arbeit. „Bewegungsnaschen“ ist der Schlüssel mit Mikropausen von ca. 15 Sekunden und Minipausen von ca. 30 bis 60 Sekunden, in denen Ausgleichsübungen gemacht werden, die schnell, einfach und ohne Aufwand durchzuführen sind.

Hierfür bieten sich sogenannte Schütteltechniken zur Muskellockerung und Entspannung sowie zur Steigerung des Blut- und Lymphflusses an. Direkt am Patienten können Gegenbewegungen zu typischen Arbeitshaltungen (torquierter Oberkörper, starke Kopfflexion) durchgeführt werden, z.B. die „10-Euro-Übung“ oder der „Pinguin“. Bei Schmerzen und Blockaden im Schulter-Nacken-Bereich und der HWS sind JUST-FIVE-Anwendungen hilfreich.

Standschüttler

Stabiler Stand; die Füße flach auf dem Boden: jetzt schnell hintereinander immer wieder leicht in die Knie gehen und die Beine wieder strecken. Dabei lassen Sie alles locker, vor allem die Schulterpartie und den Kiefer. Führen Sie diese schnellen Schüttelungen 20 bis 30 Sekunden durch, ideal mehrmals am Tag.

Kopfschüttler

Angelehnter Sitz auf einem Stuhl, die Hände in den Nacken legen, die Fingerkuppen auf den Muskelstrang links und rechts der Wirbelsäule auflegen und leichten Druck ausüben. Den Kopf leicht nach hinten beugen, damit die Nackenmuskulatur verkürzt bzw. entspannt wird. Jetzt den Kopf schnell leicht links und rechts drehen, dabei mit den Fingerkuppen abwechselnd etwas stärker auf den Muskelstrang drücken.

10-Euro-Übung

Oberkörperrotation mit Strecken des rechten Armes, „Hand aufhalten“ und hinterherschauen, das Gleiche auf der anderen Seite. Beim Rotieren nach hinten einatmen, beim Zurückgehen in die Ausgangsstellung ausatmen. Die gesamte Wirbelsäule und das Schultergelenk werden mobilisiert.

Pinguin-Übung

Zusammenkauern, Becken nach hinten kippen, Hände nach innen drehen, Kopf auf die Brust legen und ausatmen, anschließend aufrichten, Becken nach vorne kippen, Hände nach außen drehen und Kopf in den Nacken, dabei Mund öffnen, einatmen. Wirkung: Mobilisation der Wirbelsäule, Dehnung und Kräftigung der Rumpfmuskulatur. Dabei darauf achten, dass die Schultern immer über dem Becken bleiben, nur kauern, nicht vorbeugen.

Atem- und Bewegungstherapie JUST-FIVE

Eine Möglichkeit, stressbedingte hartnäckige Verspannungen und beginnende Schmerzen zu beseitigen, ist die Selbsttherapiemethode JUST-FIVE®. Diese kombiniert therapeutische Elemente aus Osteopathie und Atemtherapie mit den sanften Trainingsmethoden isometrisches Muskeltraining und Muskelentspannungstechniken. Dies kann überall ohne Aufwand und ohne zusätzliche Hilfsmittel angewendet werden, dauert nur 3 Minuten und wirkt oft sofort. Die Details können Interessierte online lesen.

Kopfdrehung

Sie stellen durch den Bewegungs-Selbsttest Kopfdrehung links und rechts ein Symptom (Blockade, Schmerz) fest. Danach drehen Sie den Kopf in die beschwerdefreie Gegenrichtung, absolvieren fünfmal die Intervallatmung (Einatmen – 5 Sek. Pause – ausatmen – 5 Sek. Pause) und überprüfen sofort den Erfolg durch eine Testwiederholung. Das Ergebnis dieses Therapieteils ist oft ein Rückgang oder die Beseitigung der Beschwerden. Anschließend erfolgt im Trainingsteil eine gezielte Aktivierung bzw. Entspannung der muskulären Gegenspieler. Dies wird mit einer Bewegungsblockade durchgeführt (Kopfdrehung wird durch Hand verhindert), wiederum verknüpft mit einer zweimaligen Intervallatmung. Beim anschließenden Schlusstest ist meist die Bewegung in beide Richtungen besser bzw. schmerzfrei ausführbar.

Fazit

Stress und seine negativen Folgen sind kein Schicksal, dem man nicht entrinnen kann. Um dem Stress „die Stirn zu bieten“, ist aber aktives Handeln notwendig. Nach der Analyse, was den Stress auslöst, sind eventuell unangenehme Änderungen der bisherigen Lebens- und Verhaltensweisen nötig.

Ein bewussterer Umgang mit sich selbst und anderen ist oft der Schlüssel, verbunden mit mehr in den Berufsalltag eingebundenen Aktivitäten und Selbsthilfemaßnahmen. Und: Stressmanagement ist erst einmal neuer Stress – der aber kurz und zielgerichtet ein Eustress ist. Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Manfred Just

Quelle: www.zmk-aktuell.de/junge-zahnaerzte/praxiswissen/story/dem-stress-aktiv-begegnen-und-burnout-vermeiden

Mit Eigenblut Schwellungen und Schmerzen reduzieren

Zu den häufigsten ambulanten Operationen in Deutschland zählt die Entfernung eines Weisheitszahnes. Oft ist dies ein komplexer Eingriff, da der Zahn häufig noch im Kieferknochen liegt und herausgefräst werden muss. Die Heilung kann deshalb schmerzhaft sein und sogar einige Wochen dauern. Anlässlich des Tages der Zahngesundheit machen Experten der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) auf eine neue Behandlungsmethode aufmerksam: Wenn nach der Weisheitszahnentfernung Eigenblut zur Wundheilung eingesetzt wird, könnten demnach Schwellungen und Schmerzen reduziert und der Heilungsprozess verkürzt werden. Die Experten empfehlen für eine möglichst gute Wundheilung zudem in der Ernährung auf eine ausgewogene Kost zu vertrauen. Da ein Weisheitszahneingriff in der Regel gut planbar ist, rät die DGMKG Spitzensportlern diesen möglichst in eine trainingsfreie Phase zu legen.

Indikationen für die Extraktion

Die Weisheitszähne liegen ganz hinten im Kiefer und brechen meistens erst ab dem 16. Lebensjahr durch. Da das restliche Gebiss bis dahin aber schon fertig ausgebildet ist, finden sie nicht immer genug Platz vor; manche Weisheitszähne bleiben einfach im Kiefer liegen. Stellt das ein Risiko für die anderen Zähne dar oder kommt es zu Entzündungen am Zahnfleisch oder zu Karies an einem Weisheitszahn, muss er möglicherweise entfernt werden.

PRF-Matrix fördert Heilungsprozess

„Manchmal kann ein Weisheitszahn wie jeder andere Zahn einfach gezogen werden. Wenn er allerdings noch im Kiefer verborgen liegt, ist eine ambulante Operation erforderlich“, erklärt Dr. med. Dr. med. dent. Julius Steegmann, Leiter des Referats Sport und Ernährung der DGMKG. In solchen Fällen öffnen speziell ausgebildete Fachärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hierzu das Zahnfleisch, legen den Zahn im Knochen frei und entfernen ihn. „Die DGMKG sieht großes Potential in dem Einsatz von Eigenblut in Form einer PRF-Matrix, da diese den Heilungsprozess fördert und die zur Heilung erforderliche Zeit reduziert“, so Steegmann. Bei dem modernen Verfahren werden aus dem Eigenblut des Patienten durch Zentrifugation inflammatorische Zellen und Wachstumsfaktoren konzentriert. Das Material kann in die Wunde eingelegt werden, so dass das zu regenerierende Gewebe geheilt wird. Die PRF-Matrix eignet sich auch zur Schmerzreduktion nach Entfernung der Weisheitszähne.

Pausieren hilft zu regenieren

Die DGMKG rät nach einem solchen Eingriff zudem dazu, eine körperliche Ruhephase von ein paar Tagen einzulegen; danach kann wieder mit leichter bis moderater Bewegung – etwa mit Spaziergängen – begonnen werden. Profisportler müssen nach Weisheitszahneingriffen oft mit einem Trainingsausfall von ein paar Tagen oder sogar mehreren Wochen rechnen. „Wir empfehlen Spitzensportlern, eine Operation am Weisheitszahn an den Beginn einer Trainingspause zu legen“, so Steegmann. Generell sind zunächst Aktivitäten wie Walken, Radfahren und Joggen nach einer Weisheitszahn-OP empfehlenswerter. Wann ein „return-to-play“ wieder möglich ist, muss individuell entschieden werden. Auf Kontaktsportarten – wie etwa Fußball, Basketball und Turnen – müssen Patienten häufig noch länger verzichten.

Immunabwehr stärken

Sie können laut der DGMKG selbst einiges dazu beitragen, dass die Heilungsphase möglichst kurz wird: Ein regelmäßiges Kühlen der Wange, eine ausreichende Trinkmenge (zum Beispiel kalter grüner Tee), eine gute Mundhygiene und der Verzicht auf Nikotin sind dabei empfehlenswert. Zudem kann die Immunabwehr durch eine ausreichende Energie- und Proteinzufuhr gestärkt werden. „Mit der richtigen Ernährung können Patienten auch die Wundheilung fördern“, betont der DGMKG-Experte. „Spinat, Brokkoli, Grünkohl, fetter Fisch wie Lachs, Hering und Forelle sowie anfangs eventuell milder Babybrei sind besonders empfehlenswert.“ Von Alkohol, Koffein, schwarzem Tee oder Energy Drinks sowie scharfem und stark gewürztem Essen rät Steegmann ab. Er empfiehlt in erster Linie ausreichend zu trinken: „Wasser ist der günstigste, einfachste und effektivste Weg, den Stoffwechsel zu optimieren und das Maximum an möglicher Heilungskraft aus dem Körper herauszuholen.“

Quelle: https://dzw.de/mit-eigenblut-schwellungen-und-schmerzen-reduzieren

Mundgesundheitsstudie: Startschuss für DMS • 6

Der deutschen Bevölkerung wird – nach acht Jahren – bereits zum sechsten Mal wieder gründlich in den Mund geschaut: Am 4. Oktober fällt der Startschuss für die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) – eine international anerkannte wissenschaftliche Studie mit rund 5.000 Teilnehmenden.

Wie steht es um die Zahngesundheit in Deutschland? Wie entwickeln sich Karies und Zahnbetterkrankungen? Welche Einflüsse haben soziale Faktoren? Wie entwickelt sich die Mundgesundheit im Lebensverlauf? Darauf und auf viele weitere Fragen will die Studie Antworten liefern. Zu diesem Zwecke werden ab Oktober vier Studienteams parallel durch ganz Deutschland reisen und an 90 Orten zufällig ausgewählte Personen zahnmedizinisch untersuchen und sozialwissenschaftlich befragen.

Teilnehmende erhalten vorab eine schriftliche Benachrichtigung. Die Teilnahme ist freiwillig. Jede und jeder Einzelne leistet mit einer Beteiligung einen wichtigen Beitrag, um den Zahn- und Mundgesundheitszustand der Bevölkerung in Deutschland festzustellen. Die Mitwirkenden helfen so auch dabei, eventuelle Verbesserungspotenziale in der zahnmedizinischen Versorgung zu erkennen und anzugehen. Alle erhobenen Daten sind datenschutzrechtlich geschützt.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind wesentlicher Teil der zahnmedizinischen Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Durch die hohe Qualität und Aussagekraft der Ergebnisse stoßen diese nicht nur in Deutschland auf großes Interesse, sondern sind weltweit anerkannt und geschätzt.

Die Deutschen Mundgesundheitsstudien dienen seit über 30 Jahren als wissenschaftlich abgesicherte, datengestützte Grundlage für die künftige Ausrichtung und Stärkung der zahnärztlichen Versorgung und notwendiger gesundheitspolitischer Grundsatzentscheidungen in Deutschland. Ein aktuelles Beispiel für eine solche gezielte Versorgungsverbesserung ist die erst kürzlich erfolgte Umsetzung der neuen Richtlinie zur Bekämpfung der Volkskrankheit Parodontitis im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung. Zuvor war im Jahr 2016 in der DMS V ein erhöhter Präventionsbedarf bei Parodontalerkrankungen festgestellt worden.

Die wissenschaftliche Leitung der Studie obliegt dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), finanziert wird die Erhebung von der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).

Weitere Informationen unter: https://www.idz.institute/dms6

Quelle: KZBV

Joachim Utz

Er ist gelernter Zahntechniker und vor zwölf Jahren als klassischer Außendienstler von der analogen in die digitale Welt gewechselt. Über alternativlose Partnerschaften auf Augenhöhe, über den bedrohlichen Fachkräftemangel in der Zahntechnik, über die Feminisierung nicht nur der Zahnmedizin, über 12,4 Millionen Zähne, über eine große Familie, über die Leidenschaft für einen kleinen Ball, sprach Journalist Bernd Overwien für DENTAGEN INFO mit dem Key-Account-Manager bei Kulzer, Joachim Utz (57).

Inspiriert zu werden ist schön. Zu inspirieren ist großartig. Können Sie damit etwas anfangen oder ist Ihnen das zu viel Glückskeks?

Warum zu viel Glückskeks? Was stimmt daran nicht? Es gibt viele gute Sprüche: Manchmal sind sie nachdenklich, manchmal sind sie sogar klug, oft helfen sie, bestimmte Dinge des Lebens in kurzer Form zu beschreiben.

Auch die Dinge eines Unternehmens?

Beständigkeit, Vertrauen, Partner­schaft, der Kunde im Mittelpunkt – das steht bei uns nicht auf einem Schlagworte-Poster aus der Kreativ-Etage. Das ist bei Kulzer gelebter Alltag seitdem ich dabei bin. Und das sind auch schon 21 Jahre.

Tradition verpflichtet. Ist das so?

Wenn sich ein Unternehmen seit 85 Jahren als Marktführer in vielen Bereichen des Laborbedarfs als verläss­licher Partner für Labore und Zahnärzte erweist, dann leben Mitarbeiter die Firmen­philosophie. Die langjährige Zugehörigkeit vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagt viel über das Betriebsklima aus.

Was sind aus Ihrer Sicht die heute rele­vanten Bereiche für die Zahn­technik?

Schauen Sie sich unseren neuen Produktkatalog an. Da geht es um Arbeitsvorbereitung, CAD/CAM-Lösungen bis hin zur Verblendung. Jeder findet das, was er braucht.

Gibt es für Sie besondere Kulzer-Stärken?

Danke, das ist ja vielleicht eine Vorlage für Marketing-Experten (lacht). Nein, auch die vielen Studien, Fachartikel, Refe­renzen, Forschung und Entwicklung sind es, die uns flexibel am Markt agieren lassen. Kunden haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Es geht doch immer darum, Support und Service, Dienstleistungen und Schulungsangebote in individuellen Gesprächen mit den Partnern anzubieten. Wussten Sie, dass wir 100 Seminare und Webinare im Jahr anbieten?

Nein, wusste ich nicht. Beschäftigen Sie auch externe Unternehmens­berater oder ist alles hausgemacht?

Wir lassen gerade die verschiedenen Förderprogramme der einzelnen Bun­desländer durch einen externen Unter­neh­mensberater aktualisieren. Die Ergebnisse können wir den Mitgliedsbetrieben der DENTAGEN eG gern zur Verfügung stellen.

In der Partnerschaft mit der DENTAGEN eG geht es doch hauptsächlich um Produktkonditionen…

…die wir in gegenseitiger Absprache Anfang 2023 neu justieren wollen. Nein, in einer guten Partnerschaft geht es um mehr als nur monetäre Aspekte. Im Mai 2023 soll eine zweitägige Veran­staltung in Wasserburg stattfinden. Wir, Kulzer, sind gerade an der endgültigen Planung. Nach finaler Abstimmung besteht für maximal 20 DENTAGEN-Mitglieder die Möglichkeit einer Teilnahme. DENTAGEN wird den genauen Inhalt und Ablauf rechtzeitig bekanntgeben. 



Mit aktuell 90 Mit­arbeitern produzierte der Standort Wasserburg am idyllischen bayerischen Zipfel des Bodensees im vergangenen Jahr 12,4 Millionen Zähne. Das wird sicher ein interessanter Werksbesuch. In kompakten Impulsvorträgen geht es um 3D-Print, digi­talisierte Prothesen und mediale Auf­tritte auch von kleineren Laboren. Und wer möchte, fährt Mountainbike. Ist das was?

Wer wollte da widersprechen. Wenn Sie heute in ein Labor kommen, was sind die dringlichsten Themen?

Es hat sich viel verändert im Markt. Es wird mehr und mehr digitalisiert werden, wodurch sich für die Labore Chancen ergeben. Denn es wird ja von der Digitali­sierung zur Automatisierung und letztendlich zum Roboting gehen. Da sind wir am Anfang eines sehr langen Weges. Da braucht man eine klare Strategie. Ob kleiner Betrieb oder großer. Zahntechniker dürfen sich da nicht mehr zum Jagen tragen lassen.

Und das Thema Fachkräfte?

Oh ja, da sprechen Sie die aktuell vielleicht größte Sorge der Laborinhaber an. Was tun? Wir müssen uns fragen, wie wir den Beruf für junge Menschen attraktiver machen können. Welche Rahmenbedingun­gen es gibt. Hierzu gehören nicht nur monetäre Aspekte. Das geht dann wesentlich über die Politik.

Wird die Zahntechnik in Berlin überhaupt wahrgenommen?

Kann ich aus der Ferne betrachtet schlecht sagen. Für mich steht fest, dass höhere Preise generiert werden müssen, die dem Fachkräftemangel entgegenwirken können. Auch Zahnärzte, die eine stärkere Lobby in der Hauptstadt haben, müssen wissen, was in ihren Partnerlaboren los ist. Eine nicht unerhebliche Zahl an Zahn­techniklaboren ( bundesweit ) bemüht sich aktuell um eine Betriebsübergabe aus Altersgründen. Die Nachfolgefrage erfolgreich zu lösen, ist nicht einfach. Ob das Allen gelingt scheint momentan leider fraglich.

Die Feminisierung der Zahnmedizin läuft auf Hochtouren. Wird das in der Zahntechnik auch so sein?

70 – in Worten Siebzig – Prozent in den Meisterkursen der Zahntechnik sind bereits Frauen. Zahntechnikerin ist ein schöner Beruf, wer wollte das bestreiten. Aber auch da wird die Vergütungsstruktur eine eher dämpfende Rolle spielen. Und Labor­inhaber sollten sich darauf einstellen, dass Frauen beim Thema Life Work Balance andere Ansprüche haben als Männer.

Das Thema Partnerschaft auf Augen­höhe und Win-Win-Situationen für alle Beteiligten im Dentalmarkt ist Ihnen offenkundig sehr wichtig. Wann werden wir da angekommen sein?

Wer alle Entwicklungen und Trends im Markt beobachtet, der kann nur zu dem Schluss kommen, dass es nur gemeinsam geht. Dazu ist Vertrauen vonnöten. Der Zahnarzt muss mit seinem Stammlabor über gemeinsame Digitalisierungsprozesse sprechen. Auch kleinere Betriebe sollten erkennen, dass ihr Wohl nicht nur im Einkauf liegt. DENTAGEN beispielsweise hat da ein erstklassiges Gesamtpaket geschnürt. Die Industrie muss genau wissen, wie Labore ticken, was in Wirtschaftsverbünden los ist. Wie es dem Kunden aktuell geht. Im Übrigen ist die Auftragslage in diesem Jahr ja gar nicht so schlecht. Es ist, um es noch einmal zu unterstreichen, der Fachkräftemangel.

„Hey Doc, denk mal darüber nach, was du an uns hast?“ Lass uns zusammen digital gehen. Ist das die Ansage?

Bisschen flapsig formuliert, aber ja. Ich bin seit zwölf Jahren digital unterwegs. Ich habe schon Oralscanner verkauft, da sagte viele, dafür gäbe es keinen Markt. 28 Prozent aller Praxen in Deutschland wollen nach unseren Informationen noch in diesem Jahr in IOS einsteigen. Wer keinen digitalen Laborscanner hat, der sollte sich sputen. Auch analoge Abformungen, die noch reinkommen, können ja in die digitalen Prozesse einfließen. Abwarten, was da wohl kommt, war gestern.

Apropos gestern. Sie waren begeisterter Handballer. Sie haben als Spieler­trainer Ihr Studium finanziert. Werden im Alter die Bälle immer kleiner?

Ha, das trifft wohl zu. Nach Handball kam Tennis, und seit vielen Jahren bin ich begeisterter Golfer.

Handicap?

Aktuell 11,2 – aber ich war auch schon unter 10. Ich glaube, mit den Zipperlein des Älterwerdens lässt der Ehrgeiz ein wenig nach. Nein, ich spiele heute sehr gerne Golf. Das ist ein schöner Ausgleich zu einem Job, der ja nicht 9-to-5 ist.

Sie haben eine große Familie. Was den Sport anbetrifft folgen die Söhne dem Papa?

In der Tat, wenn wir ein Familienfest feiern, sind das immer 30 oder 40 Leutchen. Meine Ehefrau, die als Unter­neh­mensberaterin unterwegs ist, hat auch eine große Familie mitgebracht. Ohne familiäre Unterstützung könnten wir nicht zwei solche zeitaufwendigen Jobs machen. Also der Nachwuchs und Sport, hatten Sie gefragt…

Sie hatten ja auch fast geantwortet.

… (lacht) die Jungs spielen Fußball und Schlagzeug, unser Mädchen aus dem Zwillingspärchen ist erst 7 und tanzt natürlich. Oder spielt Zirkus. Und mein Kleiner geht ab und zu mit mir in die Kletterhalle.

Jetzt kommt natürlich die obligato­rische Fußballfrage. Welcher Herzensclub?

Bin da schon vorgewarnt worden. Natürlich der KSC. Ich kenne da einen der Vorstände persönlich, begegne des Öfteren aktuellen Spielern, die Verbunden­heit reicht natürlich weit zurück. Können Sie sich an das 7:0 gegen Valencia erinnern?

Wie viele Tore schoss noch mal Euro-Eddy?

Drei. Es war ein magischer Europa­pokal-Abend. An den sich alle hier in der Region gern erinnern. Jetzt kriegen wir ein neues Stadion und dann greift der KaEschZeh wieder an.

Joachim Utz, herzlichen Dank für das Gespräch.

Quelle: DENTAGEN Info 2022/03

Tag der Zahngesundheit 2022: Aktionspaket zum Anfassen und Posten

Zum Tag der Zahngesundheit am 25. September 2022 können Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Zahntechnikerinnen und Zahntechniker das kostenfreie Aktionspaket von proDente nutzen. Passend zum Motto „Gesund beginnt im Mund – in Kita und Schule“ beinhaltet es „phygital“ sowohl Print-Materialien zum Bestellen als auch die Nutzung digitaler Angebote für Website und Social Media rund um die Gruppenprophylaxe.

„Phygital, so informieren sich Menschen heute. Daher verbindet das proDente Aktionspaket zum Tag der Zahngesundheit physische Print-Materialien mit digitalen Informationsangeboten. Das Kunstwort verknüpft somit beide Welten“, erläutert Dirk Kropp, Geschäftsführer von proDente.

Beim diesjährigen Tag der Zahngesundheit dreht sich alles rund um die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe. Sie ist das reichweitenstärkste Präventions- und Gesundheitsförderungsangebot für Kinder und Jugendliche in Deutschland. Jährlich nehmen rund 4,6 Millionen Kinder und Jugendliche an der bundesweiten Gruppenprophylaxe zur Erkennung und Verhütung von Zahnerkrankungen teil. Die Gruppenprophylaxe ist somit auch ein Beitrag zur gesundheitlichen Chancengleichheit. Vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien profitieren davon. Denn sie sind häufiger von Karies betroffen.

proDente Print-Material: kostenfreie Kinderbücher

Mit zwei Kinderbüchern rund ums Zähneputzen wendet sich die Initiative proDente an Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Denn Zähne ohne Karies sind für eine gesunde Entwicklung von Kindern wichtig. Das zweisprachige Buch „Zähneputzen ist tierisch stark“ in Deutsch und Türkisch erzählt die Geschichte des Jungen Junis, der verschiedenen Tieren mit außergewöhnlichen Zähnen begegnet. Als Junis auf einen Hund trifft, zeigt er, wie gut er seine Zähne schon selber putzen kann. Er weiß sogar ein Gedicht, das beim Zähneputzen hilft.

Die Geschichte im neu aufgelegten und vollständig überarbeiteten Buch „Zahnbande“ dreht sich um die Abenteuer einer wilden Bande und kommt dabei ganz ohne Text aus. Neu: Neben dem arabischen gibt es jetzt auch einen ukrainischen Untertitel! Zwei süße Monster achten in der Geschichte besonders auf das Zähneputzen. Am Ende des Buchs steckt sogar ein wasserfester Streifen. Auf diesem Streifen ist der richtige Ablauf des Zähneputzens einfach dargestellt. Die kleinen Leser können ihn in den Zahnputzbecher stecken oder auch auf den Badezimmer-Spiegel aufkleben. 

Digitale Angebote für Websites und Social Media

proDente unterstützt Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Zahntechnikerinnen und Zahntechniker zum Tag der Zahngesundheit auch digital. Unter der kürzlich aktualisierten Website www.zahnbande.de präsentiert die Initiative kleine Geschichten, Filme, Spiele, Animationen und Ausmalbilder zu gesunden Zähnen für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Zahnarztpraxen und zahntechnische Innungsbetriebe können die Website auf der eigenen Homepage mit einem Link einbinden oder für Bildschirme und iPads als Kinder-Startseite nutzen. Für Websites und Social Media bietet proDente Illustrationen, Animationen und GIFs mit Motiven für Kinder. Zudem können Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Zahntechnikerinnen und Zahntechniker GIFs auf Twitter oder Instagram für eigene Posts mit dem Keyword „proDente“ oder “TdZ2022“ einbinden. In der Auswahl einfach nach diesen Keywords suchen. Nähere Informationen im Aktionspaket.

Kostenfreies Aktionspaket bestellen

Bis zum 25.09.2022 können niedergelassene Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie zahntechnische Innungsbetriebe das kostenfreie Aktionspaket „Tag der Zahngesundheit 2022“ unter der Telefonnummer 01805/552255 bestellen. Alternativ genügt auch eine Bestellung mit vollständiger und lesbarer Adresse per Fax an 0221/170 99 742 oder per E-Mail an info@prodente.de – so lange der Vorrat reicht.

Weitere Informationen unter www.prodente.de und www.tagderzahngesundheit.de

Zahnärztliche Behandlungen: Anträge jetzt digital möglich

Dentale Baustelle

Zahnärztliche Praxen können Behandlungen jetzt digital bei der Krankenkasse beantragen und anzeigen. Das bisherige Verfahren wird dadurch deutlich effizienter, einfacher und schneller. GKV-Spitzenverband und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hatten sich hierzu auf das Elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren – Zahnärzte (EBZ) verständigt. Eine sechsmonatige Pilotphase wurde am 30. Juni 2022 erfolgreich abgeschlossen, am 1. Juli ist der Echtbetrieb in den Zahnarztpraxen gestartet. Innerhalb des ersten Monats nutzten schon 2.791 Praxen das neue Verfahren. Noch bis zum Jahresende besteht die Möglichkeit, das EBZ im Praxisalltag kennenzulernen, bevor es zum 1. Januar 2023 als einzig mögliches Antragsverfahren für alle Zahnarztpraxen verpflichtend wird. Bereits jetzt können alle Krankenkassen die digitalen Anträge bearbeiten. In der Pilotphase wurden rund 5.000 Anträge digital gestellt und bearbeitet, seit 1. Juli sind noch fast 50.000 hinzugekommen (Stand: 2. August). Pro Tag sind es aktuell rund 2.000 Anträge, die mit dem EBZ bearbeitet werden.

Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands: „Die Digitalisierung des zahnärztlichen Antragsverfahrens ist ein entscheidender Schritt. Alle Beteiligten – von den Praxen über die Patientinnen und Patienten bis zu den Kassen – sparen dadurch Zeit und Aufwand, haben also einen echten Mehrwert. Genau deswegen wollen und müssen wir die Digitalisierung in allen Bereichen des Gesundheitswesens vorantreiben. Besonders freut mich die sehr gute Zusammenarbeit mit der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, mit der wir bei der Umsetzung konsequent an einem Strang gezogen haben.“

Martin Hendges, stellv. Vorsitzender des Vorstandes der KZBV: „Bei der Umsetzung des EBZ haben wir bewusst großen Wert daraufgelegt, nicht lediglich Papierformulare zu digitalisieren und die lästige Zettelwirtschaft ressourcenschonend zu beenden, sondern die komplette Antragsstrecke so aufzusetzen, dass spürbare Verbesserungen der Genehmigungs- und Dokumentationsprozesse realisiert werden. Auf diese Weise werden auch Bürok ratie und kleinteilige Arbeitsschritte im Praxisalltag spürbar reduziert und gleichzeitig höchsten Ansprüchen an den Datenschutz entsprochen. Die Vorteile, die mit dem EBZ einhergehen, sind unter anderem Zeitersparnis, eine schnellere Genehmigung, die Vermeidung von Medienbrüchen, eine sichere Datenübertragung und -verarbeitung sowie eine optimierte Terminplanung. Herausstellen möchte ich insbesondere auch die lösungsorientierte und transparente Zusammenarbeit mit den Krankenkassen sowie den Herstellern von Praxisverwaltungssoftware, die hier – ohne die Beteiligung der gematik – aus Versorgung und Selbstverwaltung heraus eine großartige und im Praxisalltag erprobte Anwendung mit vielen Vorteilen für alle Beteiligten entwickelt haben.“

Entlastung für Praxen, Kassen und Versicherte

Die Digitalisierung des Verfahrens betrifft vor allem Heil- und Kostenpläne (HKP) bei Zahnersatz. Patienten wird durch das EBZ künftig nicht mehr der herkömmliche und für Laien sehr komplexe HKP ausgehändigt. Vielmehr erhalten sie eine Ausfertigung mit allen relevanten Inhalten in allgemeinverständlicher Form. Diese beinhaltet auch die erforderlichen Erklärungen des Versicherten bezüglich Aufklärung und Einverständnis mit der geplanten Behandlung. Weitere Therapien, die digital beantragt und angezeigt werden, sind die kieferorthopädische Behandlung sowie die Behandlung von Kieferbruch und von Kiefergelenkserkrankungen. Ab dem Jahr 2023 kommt dann auch die Behandlung von Parodontalerkrankungen dazu. Dann sind keinerlei Anträge auf Papier mehr möglich.

Bearbeitungsdauer deutlich verkürzt

Bei der Umsetzung des EBZ wurde darauf geachtet, möglichst sämtliche Anwendungsfälle in der Zahnarztpraxis zu berücksichtigen und die technische Umsetzbarkeit sicherzustellen. Die PVS- Hersteller wurden hierzu insbesondere auch durch das Engagement des Verbandes der deutschen Dentalsoftware Unternehmen (VDDS) von Beginn an umfassend in das Projekt einbezogen.

Die digitalen Anträge werden datensicher über den Dienst Kommunikation im Medizinwesen (KIM) ausgetauscht. Die Praxis hat alle Anträge digital vorliegen, die direkt von der Praxis an die Krankenkasse übermittelt werden. Bei der Kasse wird der Antrag geprüft und die Antwort ebenfalls per KIM zurück an die Praxis gesandt. Dies kann künftig beispielsweise noch am selben Tag geschehen. Bislang dauert die Bewilligung eines Heil- und Kostenplans für Zahnersatz deutlich länger. Patientinnen und Patienten bekommen auch weiterhin schriftliche Informationen über Kosten und Details der geplanten Behandlung von ihrer Praxis ausgehändigt. Von der Kasse erhalten sie einen schriftlichen Bescheid über die Kostenübernahme. Patienteninformation und Bescheid sind wichtige Dokumente für eine eventuell bestehende Zusatzversicherung.

Insgesamt bringt die Einführung des EBZ einen deutlichen Schub in der Digitalisierung des zahnärztlichen Bereiches mit sich, von dem auch die Telematikinfrastruktur enorm profitieren wird, da deren Nutzen für Zahnarztpraxen bisher sehr überschaubar war. Darüber hinaus hat die erfolgreiche Entwicklung des EBZ-Verfahrens große Aufmerksamkeit und Interesse auch innerhalb der Ärzteschaft erfahren, sodass hier vielleicht ein Modell realisiert wurde, das im Gesundheitswesen Schule machen könnte. In jedem Fall profitiert davon die bereits sehr gute zahnärztliche Patientenversorgung und die administrative Organisation des Praxis-Alltags.

Herkunft: KZBV/GKV Spitzenverband

Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/zahnarztliche-behandlungen-antrage-jetzt-digital-moglich

Lohnfortzahlung bei Reise in ein Hochrisikogebiet?

Wer seinen Urlaub in einem als Corona-Hochrisikogebiet ausgewiesenen Land verbringt und im Anschluss an Corona erkrankt, hat seine Erkrankung nicht im Sinne von § 3 Abs. 1 Satz 1 Entgeltfortzahlungsgesetz verschuldet, wenn die Inzidenz im gleichen Zeitraum am Wohn- und Arbeitsort bzw. in Deutschland höher liegt. Die Wertung des § 56 Abs. 1 Satz 4 IfSG (Infektionsschutzgesetz) findet keine Anwendung. Dies hat das Arbeitsgericht Kiel am 27. Juni 2022 entschieden (5 Ca 229 f/22).

Die dreifach geimpfte Klägerin reiste im Januar/Februar 2022 in die Dominikanische Republik. Diese war vom Robert-Koch-Institut im Januar 2022 als Hochrisikogebiet ausgewiesen worden. Am Abflugtag lag dort die Inzidenz bei 377,7 und in Deutschland bei 878,9. Rund eine Woche nach Beendigung der Reise war die Inzidenz in der Dominikanischen Republik auf 72,5 gefallen und in Deutschland auf 1.465,4 gestiegen. Im direkten Anschluss an die Reise wurde die Klägerin positiv auf Corona getestet und legte der Arbeitgeberin eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vor. Diese erkannte die Beklagte nicht an und leistete für den ausgewiesenen Zeitraum keine Entgeltfortzahlung. Die Klägerin sei mangels Symptomen nicht arbeitsunfähig gewesen und habe die Erkrankung durch ihren Reiseantritt schuldhaft herbeigeführt. Mit ihrer Klage macht die Klägerin vor Gericht erfolgreich Entgeltfortzahlung geltend.

Das Arbeitsgericht führt aus, dass ein Arbeitnehmer auch dann arbeitsunfähig ist, wenn er symptomlos Corona-positiv getestet ist und nicht im Homeoffice tätig sein kann. Im Übrigen lässt die Information der Klägerin an die Arbeitgeberin, dass es ihr ganz gut gehe, den hohen Beweiswert der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht entfallen. Die gegen die Klägerin angeordnete Quarantäne schließt den Entgeltfortzahlungsanspruch nicht aus.

Insbesondere hat die Klägerin ihre Arbeitsunfähigkeit auch nicht verschuldet. Dies setzt einen groben Verstoß gegen das Eigeninteresse eines verständigen Menschen voraus. Dies entspricht nicht der Wertung des § 56 Abs. 1 Satz 4 IfSG. Jedenfalls dann, wenn die Inzidenzwerte im Urlaubsgebiet nicht deutlich über den Inzidenzwerten des Wohn- und Arbeitsortes bzw. der Bundesrepublik Deutschland liegen, verstößt der Arbeitnehmer nicht in grober Weise gegen sein Eigeninteresse. Die Reise in das Hochrisikogebiet geht in diesen Fällen nicht über das allgemeine Lebensrisiko hinaus.

Die Berufung ist wegen grundsätzlicher Bedeutung zugelassen worden. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.

Quelle: Landesportal Schleswig-Holstein

Quelle: https://www.zwp-online.info/zwpnews/wirtschaft-und-recht/recht/lohnfortzahlung-bei-reise-in-ein-hochrisikogebiet

Ästhetik braucht Zeit: Multidisziplinärer Fall von Engstand

Frau mit schönen Zähnen

Die Schönheit von Gesichtern ist von besonderer Bedeutung, denn sie haben einen besonderen Stellenwert in der zwischenmenschlichen Kommunikation: Gesichter drücken Emotionen aus und haben daher automatisch eine hohe Wertigkeit. Der Wunsch vieler Patienten nach Ästhetik ist heute gefragter denn je. In diesem Artikel werde ich einen multidisziplinären Fall von Engstand vorstellen.

Um die gewünschte Ästhetik in Fällen mit Engstand zu realisieren, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Erstens, wir können die Zähne präparieren, um ein sofortiges Ergebnis zu erhalten. Jedoch mit großzügigem Verlust der Zahnsubstanz. Dabei bleibt die Frage bestehen, ob wir damit wirklich das Maximum der Ästhetik erreichen können.

Die zweite Möglichkeit ist, einen schwierigen Fall mithilfe einer Aligner-Behandlung in einen sehr viel einfacheren Fall zu verwandeln. Somit wird die restaurative Seite erleichtert. Mit diesem Patientenbeispiel möchte ich zeigen, wie einfach und substanzschonend wir die Ästhetik weiterentwickeln können. Aber Ästhetik braucht Zeit für die Vorbehandlung.

Patientenfall

Ausgangssituation

Es lag ein tiefer Biss mit Engstand im Oberkiefer vor, der zudem eine v-förmige Kurve aufwies. Das Gebiss wies außerdem Zahnschmelzfrakturen auf und insgesamt lag ein Gummy Smile vor. Man hätte in diesem Fall direkt präparieren können, wenn auch mit allen Konsequenzen, die daraus entstanden wären – irreversibler Zahngewebeverlust.

Behandlungsverlauf

Aber um ein optimales Ergebnis zu erreichen und eine minimale Präparation zu ermöglichen, wurde hier eine Vorbehandlung mit Inman Aligner mit Expander durchgeführt. Damit wurden die Zähne begradigt und die v-förmige Kurve des Oberkiefers korrigiert. Inman Aligner ist eine Spange, die für die Frontzähne geeignet ist und viele Vorteile mit sich bringt:

Es handelt sich nur um ein Gerät, was kostensparend ist. Die Behandlungsdauer mit Inman Aligner ist atemberaubend kurz und beträgt acht bis 14 Wochen. Die Tragedauer beträgt 16 bis 18 Stunden pro Tag, was für die Patienten ein signifikanter Vorteil ist. Für eine richtige Planung erfolgt die Untersuchung, Fotos, Abdrücke, Röntgenbilder und ein Ortodontic Assessment. Nach der Modellanalyse wurde ein Referenzpunkt festgestellt, der sich während der Behandlung nicht ändert. Es wird eine neue Kurve zwischen drei Punkten gezeichnet. In diesem Fall zwischen den Eckzähnen und Zahn 21 mittig. Je mehr Informationen das Labor erhält, umso einfacher ist die Planung. All diese Informationen werden an das Labor geschickt. Innerhalb von zwei bis drei Tagen bekommen wir ein Set-up und die digitale Behandlungsplanung. Dies wird kontrolliert und eventuell werden kleine Änderungen notiert oder die Planung wird sofort akzeptiert.

14 Tage später wird Inman Aligner eingesetzt. In diesem Fall betrug der Engstand 2,2 mm. Dieser wurde durch IPR (Interproximal Reduction) und PPR (Progressive Proximal Reduction) korrigiert, im zweiwöchigen Rhythmus. Die Behandlungsdauer betrug hierbei 14 Wochen. Nach Abschluss der Aligner-Behandlung war das Ergebnis wie gewünscht: Der Engstand wurde beseitigt und die Kurve wiederhergestellt. Ab diesem Zeitpunkt ist die Planung der restaurativen Behandlung viel einfacher.

Der Patientin wurden zwei Möglichkeiten vorgeschlagen:

  • Composite Contouring
  • Keramikveneers mit minimalinvasiver Präparation

Es wurde ein „Motivational Mock-up“ durchgeführt, das die erwartete positive Reaktion der Patientin und die Zusage für die Veneer-Versorgung als Folge hatte. Das Gummy Smile wurde durch Gingivektomie mithilfe einer Schiene verbessert. Die Wunschfarbe von A2 zu A1 haben wir durch Bleaching erreicht. Drei Wochen nach dem Bleaching wurde die Farbe vor der Präparation erneut geprüft.

Die Präparation wurde anhand des Mock-ups mit dem Präparationsset (nach Attilio Sommella, Horico) durchgeführt. Für die sichere und passgenaue Tiefe wurde ein Markierer benutzt. Die Form der Diamant-Tiefenmarkierer sorgt für eine streng definierte, gleichmäßige und sichere Abtragstiefe für eine stabile Konstruktion der Veneers. Für die Tiefe sind folgende Werte empfehlenswert:

  • 0,3 mm zervikal
  • 0,5 mm labial
  • 1 mm inzisal

Nach der Präparation wurde die Patientin mit provisorisch verblockten Veneers in der Farbe A1 versorgt. Das Provisorium ersetzte zudem die Funktion als Retainer für die Zeit, bis die Veneers fertig waren. Die Gingivaform des Provisoriums haben wir nach der endgültigen Form gestaltet und zum Schluss das Provisorium als funktionelles Mock-up benutzt. Eine Woche später wurde der Abdruck genommen. In unserer Praxis wird grundsätzlich kein Abdruck direkt nach der Präparation erstellt, sondern ein paar Tage später, damit Zeit genug für das „funktionelle Mock-up“ ist. Falls Änderungen notwendig sind, kann man diese immer noch in diesem korrigieren und nicht erst dann, wenn die Veneers erstellt sind.

Die Gingiva hat sich nach dieser Zeit außerdem erholt und der Abdruck ist dementsprechend besser. Gleichzeitig bekommen die Patienten ein Rezept für Dontisolonsalbe, die sie zu Hause zweimal täglich auf die Gingiva auftragen. Somit ist die Gefahr, dass das Zahnfleisch bei der adhäsiven Befestigung blutet, beseitigt.

Die Veneers wurden im Labor von Zahntechniker Mario Pace mit CeltraCeram (Dentsply Sirona) angefertigt. Die adhäsive Befestigung wurde unter maximalen Vorsichtsmaßnahmen mit Variolink Veneer Light (Ivoclar) durchgeführt, da die Bruchgefahr sehr hoch ist . Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Retention nach der Behandlung.

Nach erfolgreicher Therapie ist es möglich, dass Zähne in ihre alte Stellung zurückwandern und ein Rezidiv entsteht. Die Retention wurde in diesem Fall doppelt, mit Fix-Retainer und Essix-Retainer für die Nacht, realisiert. Generell bleibt die palatinale Fläche bei Veneers frei, wodurch die Retention auf Dauer mit Fix-Retainer möglich ist. Er dient zur langfristigen Stabilisierung der korrekten Zahnstellung nach Abschluss der aktiven kieferorthopädischen Behandlung.

Fazit

Zum Abschluss der Behandlung gehört natürlich auch ein Fotoshooting dazu. In unserer Praxis werden die Nachher-Fotos nicht direkt nach der adhäsiven Befestigung, sondern ganz entspannt drei und vier Wochen später, gemacht. Somit sind keine blutenden Stellen oder Zementreste auf den Fotos sichtbar. Nach fast sechs Monaten wurden die Ziele der Behandlung zur vollsten Zufriedenheit der Patientin und des Teams erreicht. Denn: Ästhetik braucht Zeit.

Dieser Beitrag erschien in der Cosmetic Dentistry.

Quelle: https://www.zwp-online.info/fachgebiete/digitale-zahnmedizin/navigation/ein-schones-lacheln-hat-viele-facetten